Der Rektor Beatus zu Dömitz

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 2
Autor: Gesammelt und herausgegeben von M. Dr. A. Niederhöffer, Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Herzog Karl Leopold von Mecklenburg-Schwerin, Festung Dömitz
Zur Zeit als der Herzog Karl Leopold*) auf der Festung Dömitz residierte, lebte in der Stadt ein Bürger Namens Beatus, der sich durch sein christlich frommes und redliches Leben die Liebe und das Zutrauen seiner Mitbürger im hohen Grade erworben hatte.

*) Karl Leopold, Herzog von Mecklenburg-Schwerin wurde geboren am 26. November 1678, regierte vom 31. Juli 1713 und starb am 28. November 1747.

Wie es aber so oft der Fall ist, so hatte auch er gar arge Feinde und Neider; auch sein Dienstmädchen gehörte zu diesen. Dasselbe verklagte ihn beim Herzoge, dass er ihr habe mit Hexenformeln beschriebene Zettel eingeben und sie so habe behexen wollen.

Im Verhöre beteuert Beatus nur seine Unschuld; aber trotzdem und ohne einen andern Beweis, als die Behauptung der Magd, lässt ihn der Herzog in eine Bastion führen und dort auf die Folter spannen. Mit Ruhe und Gottergebenheit erträgt er die qualvollsten Martern und beteuert auch hier nur seine Unschuld; doch der Herzog befiehlt, nach jeder Unschuldsbeteuerung die Folter einen Grad straffer zu spannen.

Da, dem Tode nahe, sieht der Gefolterte inbrünstig zu Gott, Er möge doch seinen Peinigern ein Zeichen seiner Unschuld geben; und Gott erhört ihn. Als man eben beginnt, ihn noch stärker zu foltern, zerreißt die Mauer mit einem furchtbaren Gekrache.

Schnell wird dem Herzog das Vorgefallene gemeldet. Durch einen unterirdischen Gang begibt er sich in die Bastion und befiehlt nicht nur, Beatus frei zu lassen, sondern auch für seine Genesung die größte Sorge zu tragen.

Bald darauf stirbt der Rektor in Dömitz, und der Herzog verleiht dem Bürger Beatus die erledigte Stelle.

Lange Zeit hindurch hat er als solcher mit Segen gewirkt, lange sind aber auch seine Maulschellen im Andenken geblieben, die seiner ausgereckten Hände wegen, mit denen er beide Seiten des Kopfes zu gleicher Zeit berührte, so sehr gefürchtet wurden.

Beatus Name wird noch in den alten Dömitzer Schulakten gefunden, wie auch noch das Haus steht, in dem er in den letzten Jahren seines Lebens gewohnt haben soll.

Den Riss in der Mauer hat man noch dem jetzt lebenden Geschlechte gezeigt. Späterhin ist die Mauer mehr und mehr verfallen und in jüngster Zeit, wo man die Festungswerke ausbessert, durch eine neue ersetzt worden.