Der Räuberberg bei Puchow, unweit Penzlin.

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 4
Autor: Von A. C. F. Krohn zu Penzlin, Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Penzlin, Stavenhagen, Rahenfelde, Puchow, Räuberberg, Ziesksee, Raubritter, Überfall
Wer je die Landstraße von Penzlin nach Stavenhagen passiert ist, dem wird gewiss der steile Hügel aufgefallen sein, der sich zwischen Rahnenfelde und Puchow, da wo der Weg nach Lapitz abgeht, hart an der Straße erhebt. Das Volk nennt ihn den Räuberberg. Er ist so steil, wie nur ein Sand- oder Lehmhügel immer sein kann; denn er hat, bei einer Basis von etwa 100 Fuß, nach der Straße hin einen Abfall von über 100 Fuß, nach dem seine andere Seite bespülenden Ziesksee hin beträgt die Böschung aber sogar über 120 Fuß.

Diesem Berge gegenüber lag früher an der andern Seite des Weges der Puchow'sche Krug. Der Berg selbst aber war in alten Zeiten dicht mit Haselsträuchern und Dornengestrüpp bewachsen und in diesem Zustande der Schlupfwinkel eines gefürchteten Räubers, der an den Leuten im Kruge getreue Helfershelfer hatte und hier in gleicher Weise sein Unwesen trieb, wie Rabandel, Vieting, Papendönning, der Mollenstorfer und Andere an ihrem Orte.

Wie bei Vieting und Papendönning, so geriet auch hier einst, als die Bande auf Raub aus war, ein schönes Mädchen aus Penzlin in die Gewalt des Hauptmanns, der allein im Lager lag.

Das arme Ding musste nun wohl oder übel des Räubers Weib werden, durfte aber die Raubhöhle nicht verlassen, da ihr Liebhaber sie mit Luchsaugen bewachte. Sie hatte es dort auch gerade nicht schlecht, wenn man's so nennen will, denn sie konnte schalten und walten, wie sie wollte, litt keine Not und von den rohen, wüsten Gesellen durfte es keiner wagen, ihr mit einem Wort oder auch nur mit einer Miene zu nahe zu treten. Denn der Hauptmann liebte sie so sehr, wie ein Räuber nur lieben kann.

Aber doch fehlte ihr die Freiheit, und das Leben unter der Bande ekelte sie an, wie sie denn auch für ihren aufgedrungenen Buhlen nicht die geringste Zuneigung fühlte. So führte sie ein trostloses Leben, von den Ihrigen als eine Verlorne tief betrauert. Erst als sie in der Höhle Mutter von zwei Kindern geworden war, und die Bande einst ihrem gottlosen Geschäfte nachging, vermochte sie durch Tränen und Flehen ihrem Zwingherrn die Erlaubnis zu einem Besuche nach Penzlin abzulocken.

Wenn er sich auch zuerst gewaltig sträubte, so dachte er doch, sie wäre durch die beiden Kinder so an ihn gebunden, dass sie ihn nicht mehr verraten würde; zumal er sie durch einen Eid zum Wiederkommen und Schweigen verpflichtete.

Sie hielt auch Wort; als sie aber von ihren betrübten Eltern Abschied nahm, bat sie sich so viel Erbsen aus, als sie nur in ihrer Schürze fortbringen konnte. Diese streute sie auf ihren Weg, dadurch ein Schwein, das eben frei umher ging, nach sich lockend. So leitete sie das Schwein, denn Menschen sollte sie nicht leiten noch führen. Dem Schweine aber folgten Männer, die sich wohl bewaffnet hatten und so den Weg zur Raubhöhle fanden.

Der Vogel war auch noch im Nest, nur seine Sippschaft nicht und ehe diese zurückkehrte, war das Nest schon ausgenommen und der Räuber in Nummer Sicher gebracht. Mit diesem machte man kurzen Prozess. Man schlug ihm das Haupt für alle seine Schandtaten ab.

Wie es aber der Bande, die sich einen andern Hauptmann wählte, bald darauf ergangen ist, und wie sie ihren Lohn durch Rabandel erhielt, ist schon früher in der Sage vom Rabandelberge*) erzählt worden.

*) Siehe Seite 72 bis 82 dritten Bandes.

Fuhrmann in der Hansezeit

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Edelfrau in der Hansezeit

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Jäger in der Hansezeit

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Kriegsmann mit Beute beladen

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Angriff auf eine Burg

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