Der Räuber Röpke mit seinen sieben Köpfen auf dem Tisch in den Stahlbergen bei Crivitz

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 3
Autor: Von C. Struck zu Dargun, Erscheinungsjahr: 1860
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Hamburg, Berlin, Sukow, Crivitz, Räuber, Straßenräuber, Stahlberg, Hohlweg
Früher, als man noch keine Chausseen und Eisenbahnen kannte, zog sich die Landstraße, von Hamburg nach Berlin unmittelbar an der Lewitz hin, ging bei dem Dorfe Sukow durch den „Flakenfort" und durchbrach hinter dieser Furt die stark bewaldeten Stahlberge bei Crivitz, wodurch ein tiefer Hohlweg entstand.

In einem dieser Berge, hart am Hohlwege, lebte vor vielen Jahren der berüchtigte Räuber Röpke, den das Volk auch für einen Teufelskünstler hielt. Passierte nun ein Frachtfuhrmann oder Reiter zur Nachtzeit diesen Weg, so vernahm man den Ton einer Glocke und gleich darauf erscholl des Räubers gewaltiger Ruf: „Röphk mit sien säben Köpp up'n Dischk!"*)

*) „Röpke mit seinen sieben Köpfen auf dem Tisch!“

Dadurch wurden die Menschen schon so in Furcht und Schrecken versetzt, dass, wenn der riesige Röpke erschien, sie allen Mut zur Gegenwehr verloren und sich gewöhnlich schon nach wenig Kampf töten ließen. Dann durchsuchte er den Wagen und den Erschlagenen und nahm mit, was ihm gefiel.

Viele Jahre trieb der Räuber sein Unwesen und war die Plage dieser Gegend, denn keine Nachstellung half; er verschwand so plötzlich, als er kam,

Einst verfolgte ein einzelner Jäger einen Dachs und war, ohne zu wollen, in die Gegend dieses Hohlweges gekommen, als er Röpke erblickte. Sogleich eilte er hinter einen Baum und sah von diesem Versteck aus, wie Röpke ungewöhnliche Bewegungen an der Erde machte. Bald darauf öffnete sich diese, und der gefürchtete Räuber verschwand.

Der Jäger merkte sich genau die Stelle und machte von dem Gesehenen Anzeige.

Die Bewohner mehrerer Dörfer wurden nun aufgefordert, sich mit Äxten und Spaten zu bewaffnen, um den Räuber gefangen zu nehmen. Als sie aber, vom Jäger geführt, an die gemerkte Stelle kamen, vermochte auch nicht das schärfste Auge einen Eingang in den Berg zu entdecken. Wacker wurde indes darauf losgegraben, und bald zeigte sich ein geräumiger Gang, der zu einer großen Höhle führte.

Mit grimmiger Gebärde stellte sich Röpke den Leuten entgegen. Ein kurzer, wenn auch verzweiflungsvoller Kampf entspann sich.

So sehr aber auch der Räuber um sich hieb, und so viele er auch verwundete, er erlag der Übermacht, und ein gewaltiger Axthieb spaltete sein Haupt.

Nun erst fand man Gelegenheit, das Innere der Höhle in Augenschein zu nehmen. In der Mitte stand ein Tisch, darauf befand sich eine brennende Lampe, umgeben von sieben Totenköpfen. Hart am Eingang der Höhle war eine Glocke angebracht, daran ein Strick befestigt war, welcher nach dem Hohlweg führte. An den Wänden lagen verschiedene Kaufmannswaren fußhoch aufgestapelt, darüber aber hingen Waffen aller Art. Hinten in der Höhle fand man eine Tonne; als diese fortgeschafft werden sollte, fielen die morschen Stäbe zusammen, allein eine dicke Haut umschloss die Flüssigkeit. Als man diese kostete, war es so schönes Bier, wie man nie getrunken hatte.

Die baren Schätze des Räubers Röpke sollen indes in einem Hügel zwischen den Stahlbergen und der Flakenfurt begraben liegen. Dieser Hügel war vor etwa vierzig Jahren von drei großen Steinblöcken eingeschlossen, und auf demselben stand eine mächtige Eiche. Einmal im Monat sollen die Schätze brennen, dann aber von einem schwarzen Hunde bewacht werden.

Es wird erzählt, dass einst ein beherzter Schmied hingegangen ist, und so viel der Hund auch die Zähne zeigte, mit einer langen Stange einige Kohlen vom Feuer abgerührt hat, die am andern Morgen sich als pures Gold zeigten.

Der Ort ist auch jetzt noch so verrufen, dass kein Mensch in der Nacht daran vorüber gehen mag.

Fuhrmann in der Hansezeit

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Jäger in der Hansezeit

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Edelfrau in der Hansezeit

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Kriegsmann mit Beute beladen

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