Der Ohnekopf aus dem Jungfernbache bei Alt-Strelitz.

Den Weg von Alt-Strelitz nach der Domjüchmühle durchschneidet unweit des „Grünen Baumes“*) ein winziges Bächlein, das, so klein es ist, doch ganz hurtig rennt, „Jungfernbach" genannt wird, und unweit der Hägerwörde sich in den Oberbach, welcher die in der Stadt gelegene, sogenannte Binnenmühle treibt, ergießt.

*) Der Name eines kleinen Gehöfts, das bei einer Wachsbleiche und für die Betreibung derselben erbaut wurde. Beiläufig bemerkt kamen aber die Besitzer des grünen Baums nie auf den grünen Zweig; Baum und Zweig verdorrten vielmehr und wurden jämmerlich ein Raub der Feuers.

An einem Tage des Jahres — im Kalender ist derselbe nicht rot gedruckt und Niemand in Alt-Strelitz weiß ihn genau anzugeben — erhebt sich Mittags, wenn die Stadtuhr zwölf geschlagen, aus dem sandigen Grunde des klaren, kaum einige Zoll tiefen Bächleins ein Mann, der, was graulich anzuhören, seinen Kopf unter dem linken Arm trägt, etwa wie ein Kammerherr seinen Hut.

Trift es sich gerade, dass Jemand um diese Zeit des Weges nach der Domjüchmühle geht, so schließt der Herr Ohnekopf sich mit Hintenansetzung aller Förmlichkeiten dem Wanderer an und geleitet ihn stillschweigend bis an die Mühle.

Dort verschwindet er aber plötzlich spurlos.

Ob Herr Ohnekopf ein alter taktfester Mühlenschreiber ist, der nach seinem Ableben auf gehörige Art enthauptet und in die Strafkompanie der Spukgeister gesteckt wurde, weil er die Müllerfladen, -Flaschen und -Thaler zu lieb gewonnen; oder ob derselbe gar, wie Manche wollen, in verwandtschaftlichen Beziehungen zu dem Geschlecht der Domjüchmüller steht, das angeblich von jeher zu allerhand Sonderbarkeiten hinneigte und sich durch Galanterie stets hervortat, wagt in Alt-Strelitz Niemand mit voller Sicherheit zu entscheiden.