Der Königsstuhl auf Stubbenkammer.

Aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen
Autor: Gesammelt von Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1840
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Pommern, Insel Rügen, Stubbenkammer, Königsstuhl
Die höchste Spitze des Vorgebirges Stubbenkammer auf der Insel Rügen heißt der Königsstuhl. Der Name ist daher entstanden, dass hier in alten Zeiten den Königen der Insel gehuldigt ist. Sie haben dabei auf einem hohen, künstlich von Erde erbauten Stuhle gesessen. Man sagt, die Rügianer hätten damals ihre Könige selbst gewählt, sie hätten aber nur den Kühnsten genommen, und zum Beweise der Tapferkeit verlangt, dass der König von der Uferseite her den Stuhl besteigen müsse. Das ist aber ein großes und schweres Stück Arbeit; denn der Kreidefels, auf dem sich der Königsstuhl befindet, ist nach der See hin mehrere hundert Fuß hoch und ganz jäh und schroff. Es geht auch noch eine alte Sage unter dem Volke, dass künftig Einer, der von der Seeseite her den Königsstuhl ersteige, Herr des Landes werden solle.

In neueren Zeiten haben mehrere kühne Männer das Wagestück versucht, aber keinem hat es gelingen wollen. Am weitesten ist der Schiffer Paulsen von Bergen gekommen; allein ganz hat er nicht hinaufgelangen können. Nur von dem Könige Carl dem Zwölften von Schweden sagen einige Leute, dass es ihm geglückt sei, und dass er darauf oben auf der Spitze ganz ruhig sein Frühstück verzehrt habe.

Akten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller