Der Haalgeist

Autor: Ueberlieferung
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In Schwäbisch Hall gibt es einen Geist, den man den Haalgeist nennt, nach dem Salzbrunnen oder »Haal«, wo er umgeht. Er ist ein alter Salzsieder und zeigt sich immer drei bis vier Tage vor einer Überschwemmung, trägt eine Laterne in der Hand und geht vom Kocher her auf die untere Stadt zu, indem er beständig mit lauter Stimme ruft: »Raunit aus! Raunit aus!« So weit er aber vorwärts geht, so weit tritt jedesmal in den nächsten Tagen der Kocherfluß über. Der Haalgeist, den man auch im Kocher platschen hören kann, ist schon öfters in die Stadt gekommen. Dann haben die Leute Keller und Wohnungen geräumt und haben sich vor der Überschwemmung in Sicherheit gebracht. jedesmal hat der Geist die Ausdehnung des Wassers genau angezeigt.

Der Haalgeist tut niemandem etwas. Man muß ihn nur ruhig gehen lassen. Wird er aber geneckt, so kommt er in einer erschreckenden Gestalt, als schwarzer Pudel oder als zotteliges Kalb mit feurigen Augen, so daß die Menschen sich entsetzen und krank werden. Ein Nachtwächter wollte den Geist einmal an der Nase herumführen. Dieser merkte es aber. Er -wurde dafür vorn Haalgeist bei der Henkersbrücke in den Kocher geworfen, so daß er elendiglich ertrinken mußte.