Der Glambecker See unfern Buchholz bei Döbel.

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 3
Autor: Gesammelt und herausgegeben von M. Dr. A. Niederhöffer, Erscheinungsjahr: 1860
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Glambecker See, Buchholz, Röbel,
Nicht weit von dem großen und wohlhabenden Bauerndorfe Buchholz bei Röbel liegt, von Tannen umgeben, ein kleines Gewässer, der Glambecker See genannt. Von diesem See geht die Sage, dass früher an seiner Stelle eine kleine Stadt Namens Glambeck gestanden hat, die aber in alten Zeiten untergegangen ist.

Die Bewohner dieser Stadt Glambeck waren nämlich gar böse und schlechte Leute, die nur den irdischen Genüssen lebten und nicht an Gott dachten, sondern wider seine heiligen Gebote handelten und sie freventlich mit Füßen traten. Deshalb tat sich die Erde auf und verschlang die ganze Stadt, summt Allem was in ihr lebte und webte; an ihrer Stelle entstand aber der erwähnte kleine See.

Bei dem Untergange der Stadt waren auch ein Paar Glocken mit verschlungen worden, die in früheren Zeit, als die Glambecker noch auf Gottes Wegen wandelten, dem Höchsten geweiht worden waren. Alle Johannis Mittage, Punkt zwölf, kamen nun diese Glocken an die Oberfläche des Sees und schwammen, herrlich läutend, dort umher; mit dem Schlage Eins sanken sie aber sofort wieder in die Tiefe hinab.

Oft schon hatten Leute die Glocken dann gesehen, und Vieles war schon versucht worden, sich derselben zu bemächtigen, aber stets ohne Erfolg. Nun begab es sich, dass einmal zufällig an einem Johannistage ein fremder Mann in dem Glambecker See baden wollte. Es war gerade Mittags zwischen 12 und 1, und die Glocken schwammen auf der Oberfläche des Sees umher. Diese für ein Paar Steine haltend, deckt der Badende sein Handtuch darauf. Plötzlich schlägt es Eins. Sofort stehen die Glocken wie angebannt in der Mitte des Sees fest, sie können nicht in die Tiefe zurückkehren; der Mann aber kann sein Handtuch nicht wieder erreichen und muss sich endlich ohne dasselbe entfernen.

Also mit dem Handtuch bedeckt, standen die beiden Glocken wohl an ein halbes Jahr ruhig und still in der Mitte des Glambecker Sees. Obwohl sich die Leute auch nun wieder alle mögliche Mühe gaben, dieselben zu erlangen, so war und blieb doch auch jetzt wieder Alles umsonst.

Da erhob sich plötzlich eines Tages ein gewaltiger Wirbelwind; der sonst so ruhige kleine See tobte und zischte, hohe Wellen türmten sich in ihm auf und stürzten sich wütend über die beiden Glocken, dass der weiße Schaum hoch in die Luft spritzte.

Bald war das die Glocken bedeckende Handtuch herunter gespült und ans Ufer geschwemmt; der Bann war damit gelöst und die Glocken wieder in die Tiefe versunken.
Als dies geschehen, trat wieder Ruhe ein, und bald lag der kleine See wieder so still und klar da, als sei nichts geschehen. Die Glocken aber waren verschwunden und sind auch nie wieder, selbst nicht wie sonst an den Johannistagen, zum Vorschein gekommen.