Der Geist des Bürgermeisters Rubenow in Greitswald

Aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen
Autor: Gesammelt von Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1840
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Pommern, Greifswald
Vor ungefähr 400 Jahren hat in Greifswald ein Bürgermeister gelebt, Namens Doktor Heinrich Rubenow. Demselben hat die Stadt zwar Vieles zu verdanken gehabt, indem es besonders seinen Bemühungen gelang, dass die Universität nach Greifswald kam. Er war aber auch von unruhigem und rachsüchtigem Gemüte, so dass er die Stadt in viele Streitigkeiten verwickelte, und mancherlei Ungemach über sie brachte. Wenn er dann zur Verantwortung gezogen wurde, so wusste er sich immer herauszureden, und er wurde aus einem Angeklagten ein Ankläger. So ließ er noch zuletzt den anderen Bürgermeister, Diedrich von Dörpten, als einen Aufrührer zum Tode verurteilen und auf offenem Markte hinrichten. Auf solche Weise hatte er sich viele Feinde gemacht, und sein Ende war, dass er im Jahre 1462 auf jämmerliche Weise ermordet wurde. Das sollen die Ratsherren selbst getan haben. Man sagt auch, dass es in seinem eigenen Hause geschehen sei, und zwar unten auf dem Hausflur, gleich an dem dort befindlichen Hals der Kellertreppe. Denn in diesem Hause, welches in der Baaderstraße liegt, und jetzt von dem Bürgermeister Billroth bewohnt wird, sieht man noch oft des Abends seinen Geist. Er erscheint gewöhnlich mit Peitschenknall. Er sieht sehr bleich aus, und trägt eine große Pelzmütze. Man sieht ihn nur in der Gegend des Kellerhalses, hinter dem er auch wieder verschwindet.

Mündlich

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller