Der Dänen-König Frotho und die Wendischen Schnapphähne.

Aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen
Autor: Gesammelt von Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1840

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Pommern, Rügen, Wenden, Schnapphähne, Räuber
Als nun der König Frotho die Wenden untertänig gemacht hatte, da sah er wohl, dass sie ihm und den Seinen keinen Frieden lassen würden, wo er nicht ganz und gar alle diejenigen ausrottete, welche des Freibeutens und Raubens gewohnt waren. Darum besann er sich auf folgende List: Er ließ ein gemeines Gebot ausgehen, wo Jemand unter den Wenden wäre, der zum Freibeuten, Rauben und Kriegen Lust hätte, der solle sich kund tun, der König bedürfe solcher Leute wider seine Feinde; er wolle sie herrlich besolden. Solches gefiel den Schnapphähnen und den anderen bösen Buben unter den Wenden wohl, und ließen sich alle einschreiben, und zeigten an, was ein Jeder könnte, und je mehr Einer Böses zu tun wusste, desto mehr Solds vertröstete er sich vor den Anderen. Da nun also alle Schnapphahne und wüste Gesellen unter den Wenden zusammen waren, da ließ der König Frotho sie vor sein Kriegsvolk bringen, und sagte zu den anderen Wenden: „Diese sind, ihr lieben Wenden, diejenigen, die zwischen uns und euch Unruhen machen, und unter euch keinen beständigen Frieden bleiben lassen. Sehet, wie keck sie noch sind in ihrer Bosheit, vermeinend, dass sie auch noch für ihre Bosheiten großen Sold erlangen sollten. Derohalben ist uns und euch von Nöten, dazu zu tun, dass wir und Ihr nicht weiter durch sie bekümmert werden." — Und er ließ sie allzumal an den lichten Galgen hängen, einen jeden neben einem Wolfe.

Dadurch ward eine Zeitlang guter Friede, beides, zu Wasser und zu Lande; und der König Frotho ordnete das Land, und setzte Amtsleute darinnen von den Wenden selbst, damit sie über die Fremden nicht murren dürften, und sich daraus keine Ursache zum Abfallen nähmen.

Th. Kantzow, Pomerania, I. S. 14. 15.

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller