Der Burgwall von Franzensberg bei Neu-Kalen,

Zur Baukunde - 2. Zur Baukunde des christlichen Mittelalters. - Weltliche Bauwerke.
Autor: Lisch, Georg Christian Friedrich (1801 Strelitz - 1883 Schwerin) Prähistoriker, mecklenburgischer Altertumsforscher, Archivar, Konservator, Bibliothekar, Redakteur, Heraldiker und Publizist (Freimaurer), Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Mittelalter, Baukunst, Franzensberg, Neu-Kalen, Burgwall,
Der Burgwall von Franzensberg bei Neu-Kalen, welcher in Jahrb. XXII, 1857, S. 305, durch den Herrn Bürgermeister Mau zu Neu-Kalen zur Sprache gebracht ist, ist im Jahre 1860 von dem Herrn Landschaftsmaler Pflugradt aus Franzensberg, zunächst durch die großen landschaftlichen Reize der Gegend geleitet, wiederholt genauer untersucht worden. Die Beschreibung stimmt mit der in den Jahrb. a. a. O, gegebenen überein; jedoch ist es dem Herrn Pflugradt gelungen, mehrere altertümliche Entdeckungen zu machen, welche die in den Jahrbüchern aufgestellte Vermutung, dass dieser bedeutende und schöne Burgwall eine Schöpfung des christlichen Mittelalters sei, vollkommen bestätigt. Viele große Granitblöcke, welche anscheinend zu Fundamenten gedient haben und teilweise in einer gewissen Symmetrie den Boden bedecken, liegen, teils aus der Oberfläche des Bodens hervorragend, teils versunken, überall umher; Trümmer von gebrannten Ziegeln, vorherrschend gelblicher Art, sind häufig, und an manchen Stellen ist Hie Erde ganz mit feinem Ziegelschutt vermischt, wie oft auf wüsten Burgplätzen des Mittelalters. Wallartige Erhebungen ziehen sich hin und wieder an dem Rande des Grabens hin und stellenweise zeigen sich Bruchstücke von alten zugespitzten Pfählen oder Pallisaden. Bei genauerer Untersuchung fand Herr Pflugradt auf dem festen Lehmgrunde des Wallgrabens unter einer 2 bis 3 Fuß dicken Schicht von vermoderten Blättern Und Baumstämmen zwei große Bruchstücke eines gehenkelten, dreibeinigen, also grapenförmigen Topfes aus festem, blaugrauen Ton, ohne eingesprengten Granitgrus, und Bruchstücke von ledernen Schuhsohlen, und auf dem Burgplatze eine Granitplatte von einer kreisrunden Handmühle, von etwa 1 ½ Fuß im Durchmesser und 2 bis 3 Zoll Dicke, mit einem ungefähr 2 Zoll weiten Loch in der Mitte. Alle diese Entdeckungen sprechen mit Bestimmtheit dafür, dass der Burgplatz aus dem christlichen Mittelalter stammt und vielleicht im 14. Jahrhundert zerstört sein mag. Von heidnischer Kultur ist keine Spur gefunden.
                    G. C. F. Lisch.

Lisch, Georg Christian Friedrich (1801-1883) mecklenburgischer, Archivar, Altertumsforscher, Bibliothekar, Redakteur, Publizist

Lisch, Georg Christian Friedrich (1801-1883) mecklenburgischer, Archivar, Altertumsforscher, Bibliothekar, Redakteur, Publizist