Der Bauhof bei Sülsdorf unweit Schönberg

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 1
Autor: Gesammelt und herausgegeben von M. Dr. A. Niederhöffer, Erscheinungsjahr: 1858
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage,
Vor vielen hundert Jahren stand bei Sülsdorf ein festes Schloss; rund umher konnten die Wiesen unter Wasser gesetzt werden, dreifache Wälle und tiefe Gräben umgaben den Burgplatz, zu dem nur ein einziger Eingang führte. Die Mauern waren aus mächtigen Feldsteinen aufgebaut, ein Turm ragte über den Wald hervor, der die Burg umgab. Hier hauste Otto von Plön, ein übel berüchtigter Wegelagerer, mit seinen beiden jungen Söhnen. Wenn die Lübecker Kaufleute ihre reich beladenen Wagen in die Vaterstadt zurückführen wollten, schon ihre stolzen sieben Türme erblickten und sich der überstandenen Gefahren und der Hoffnung des Gewinnes freuten, dann beschlich sie Otto von Plön, kam durch die Orte Großen- und Kleinen-Mist herangesprengt und brachte die reiche Beute auf seine Burg. Alles, was ihm aufstieß, raubte er, und von Allen ward er gehasst; oft ward er in seiner Burg belagert, aber er täuschte stets seine Feinde, denn er ließ den Pferden die Hufeisen verkehrt unterlegen, und so konnte man nie wissen, ob er mit seinen Reitern zurückgekehrt oder ausgegangen war.

Aber der Bösewicht entgeht seiner Strafe nicht. Der Hirte von Rieps, Häne, verriet es den von Schwerin herkommenden Feinden, dass der Ritter auf seiner Burg sei, und versprach ihnen, sie in die Burg einzuführen; als Lohn bedingte er sich aus, Brot bis in den Tod! Und glücklich war der Zug; die Burg wird erobert, Otto erschlagen, die beiden Söhne werden mit fortgeführt. Auch dem Verräter wird Wort gehalten: noch auf dem Zuge wird er erhängt, und höhnend ihm zugerufen: nun habe er ja Brot gehabt bis in den Tod. Auf dem Riepser Felde stand eine alte Eiche, daran ward er gehangen und das Land umher heißt noch der Hänenbrook; die Burg ward gebrochen, der Turm niedergeworfen, die Gräben verschüttet. Hohe Bäume stehen jetzt auf dem Burgplatz und treiben ihre Wurzeln in die Keller hinein, in denen ehemals Gefangene seufzten, die jetzt den Füchsen eine sichere Wohnung gewähren.

Mecklenburgs Volkssagen - Band 1

Mecklenburgs Volkssagen - Band 1