Der Arminius - Ein deutsches Panzerschiff. 1866

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1866
Autor: L. M., Erscheinungsjahr: 1866

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Panzerschiff, Kriegsschiff, Preußische Flotte, Seekrieg, Marine
Das Streben, die Kriegsschiffe gegen die Wirkung der fortwährend vervollkommneten Artillerie sicher zu stellen, hat zur Erfindung der gepanzerten Schiffe, der Turm- und Kuppelschiffe, sog. Monitors, geführt. Letztere Art scheint von jetzt ab die Meere beherrschen zu wollen. Fast unzerstörbar, weil sie sich während des Gefechts zum größten Teile unter Wasser verbergen und nur ihr mit starken
Eisenplatten gepanzertes Verdeck, nebst den aus dem dicksten Eisen bestehenden und deshalb schussfesten Türmen zeigen, schleudern sie aus den letzteren die schwersten Geschosse, sichere Vernichtung für jedes ungepanzerte hölzerne Schiff bringend. Wie furchtbar diese Turmschiffe sind, zeigte am besten der Schrecken, welchen im letzten dänischen Kriege der bekannte „Rolf Krake“ hervorrief. Wollte die preußische Marine, welche bis jetzt die noch fehlende deutsche Bundesflotte vertritt, nicht zur Bedeutungslosigkeit herabsinken und im nächsten Seekriege auf jede Tätigkeit verzichten, so musste sie sich durch diese neue Schiffsart verstärken. In Erwägung dessen hat die preußische Regierung nun auch bereits zwei Turmschiffe bauen lassen, von denen wir das zuerst fertig gewordene, den „Arminius,“ in vorstehender, nach einer Photographie ausgeführten Abbildung unsern Lesern vorführen.

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Der Arminius, in der Nähe Londons aus 3/4zölligem Eisen gebaut, hat eine Länge von 210 und eine Breite von 38 Schuh. Er ist bis 2 Fuß unter der Wasserlinie mit 4 ½ zölligen schmideisernen Platten gepanzert und trägt zwei hölzerne Masten, deren Taue aus Draht angefertigt sind. Die nach allen Seiten hin drehbaren Türme, deren das Schiff zwei führt, ragen nur 3 1/2Fuß über das Deck herauf, so dass sie eine sehr geringe Zielscheibe bieten. Sie sind aus 7zölligem Schmideisen hergestellt und mit 9zölligem Teakholz gefüttert, haben sehr kleine Geschützpforten und können je 2 schwere Geschütze, 72-Pfünder, aufnehmen. Auf Deck befindet sich ferner noch der 5 Schuh hohe, gleich fest gebaute Kommandeursturm, von dem aus das Schiff während des Kampfes geleitet wird. Dieser Turm steht durch Sprachrohre mit dem Steuerruder und dem Maschinenraum in Verbindung und gestattet durch eine einzöllige, unter dem eisernen Dache herumlaufende Öffnung Übersicht über das Deck. Als weitere Waffe führt dieses furchtbare Schiff an seiner vorderen Seite noch einen Widder, bestimmt zum Anrennen und Zerstören feindlicher Fahrzeuge. Der Arminius ist in seinem Innern in 5 Abteilungen getrennt, deren jede hermetisch gegen das Eindringen von Wasser abgeschlossen werden kann. Die Maschine hat eine Stärke von 350 Pferdekräften, weshalb das Schiff eine große Schnelligkeit, 12 Knoten in der Stunde, besitzt. Aus dieser Beschreibung erhellt, dass der Arminius eine in jeder Beziehung wertvolle Bereicherung der preußischen Seemacht bildet. Wünschen wir ihm für den einstigen Kampf Ruhm und Sieg, der preußischen Flotte aber eine fernere erfreuliche Entwicklung!
L. M.

Das Preußische Panzerschiff Arminius

Das Preußische Panzerschiff Arminius