Das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin – Gewässer, Flüsse und Seen. 1828

Aus: Geographische Beschreibung der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz
Autor: Hempel, Gustav (?), Erscheinungsjahr: 1829
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Landesbeschreibung, Ortsbeschreibung, Städte
Die Ostsee oder das Baltische Meer bespült die Mecklenburgischen Küsten von dem Dorfe Rosenhagen an, bis zur Halbinsel Fischland, in einer Ausdehnung von 16 Meilen,*) und bildet an denselben, außer dem Hafen von Warnemünde, zwei Meerbusen, nämlich das Salzhaff und den Wismarschen Busen und Hafen. Mit der Ostsee in Verbindung stehen: der Dassower Binnensee und der Ribnitzer Binnensee, die aber beide nur teilweise an Mecklenburg gehören.

Mecklenburg Schwerin hat eine große Menge von Landseen; es sind deren 62 von mindestens 1/4 Meile Länge; außerdem unzählige kleinere. Die größten unter den Seen sind folgende:

1. Die Müritz, der größte Landsee in Norddeutschland, hat eine Länge von 3 3/4 Meilen mit höchster Breite von 1 3/4 Meilen und ist bei Waren 223 Fuß**) über die Ostseefläche erhaben. Der See bildet mehrere Busen; seine Ufer enthalten Kalk und Kreidelager und sind zum Teil von, mit Gehölz bekränzten Höhen umgeben. Dazu gehört das Vorgebirge Stein-Ort bei Ludorf unfern Röbel, wo man reizende Aussichten hat. Es liegen an der Müritz außer den beiden Städten Waren und Röbel 15 Mecklenburg-Schwerinsche und 2 Strelitzsche Ortschaften.

*) [1 Mecklenburger Meile = 1 Preußische Meile = 24.000 Rheinländische Fuß = 26.337 Hamburger Fuß 4 Zoll = 7.532,485 Meter]
**) [1 Rheinländischer Fuß = 1 Preußischer Fuß = 0,313 m]

2. Der Kölpin-, Flessen- und Malchower-See. Diese 3 zusammenhängenden Seen stehen, vermittelst der Elde, mit der Müritz und dem Plauer See in Verbindung. Ihre Länge beträgt 2 3/4 Meile, die größte Breite 4 Meile. Die Ufer sind ebenfalls reich an Kalklagern, und meistens flach und eben.

3. Der Plauer See, gegen 2 Meilen lang und bis 5 Meile breit, hat östlich abschüssige, übrigens flache Ufer, an welchen außer der Stadt Plau 8 Ortschaften liegen. Auch enthält er die ansehnliche Insel Werder. — Die ebengenannten 5 Seen haben einen Flächeninhalt von mehr als 3 3/4 Quadrat-Meilen.

4. Der Schweriner See, 2 2/4 Meilen lang, über 1/2 Meile breit und 122 Fuß über die Meeresfläche erhaben. Er enthält mehrere kleine Inseln. Seine Ufer sind größtenteils hügelig, von Wäldern, Wiesen und 15 Dorfschaften umgeben, und gewähren, besonders wo sich die Stadt Schwerin an ihnen ausbreitet, einen sehr reizenden Anblick.

5. Der Kummerower See, fast 1 1/2 Meile lang und 1/2 Meile breit. Die Ostseite gehört zu Pommern; die Westseite aber ist Mecklenburgisch, und wird von einer ansehnlichen Hügelkette umgeben.

6. Der Malchiner See, 1 1/4 Meile lang, bis 3/4 Meile breit und nur 37 Fuß höher als die Ostseefläche gelegen. Seine Umgebungen sind sehr malerisch, und nicht mit Unrecht nennt man diese Gegend die Mecklenburgische Schweiz. Um das Südende und die nordwestlichen Ufer ziehen sich bedeutende Höhenketten, zum Teil mit Laubwald bekränzt. Die übrigen Ufer sind zunächst flach und bestehen aus Wiesen und Gehölzen. Es liegen am Malchiner See 10 Dörfer, unter welchen sich die Burg Schlitz auf einer waldigen Höhe, und das Landgut Schorssow auszeichnen.

7. Der Krakower See, 1 1/4 Meile lang, bis 3/4 Meile breit. Er enthält mehrere kleine Inseln, und seine flachen Ufer sind von Wiesen, Tannenwäldern und Sandland umgeben.

8. Der Schaalsee, gegen 2 Meilen lang, mit flachen Ufern. Nur ein kleiner Teil gehört an Mecklenburg; der größere ist Lauenburgisch.

Minder große Seen sind: der Ostorfer See (bei Schwerin) der Sternberger See, der Gutower See (bei Güstrow), der Dobbertiner See, der Goldberger See, der Drewitzsee (nördlich vom Plauer See), der Specker See (an der Ostseite der Müritz), und der Teterower See.

Die Flüsse Mecklenburgs ergießen sich teils in die Ostsee, teils vermittelst der Elbe, in die Nordsee. Der Ostsee fließen zu:

1. Die Stepenitz, kommt aus dem Ostorfer See, und fließt nach einem Laufe von etwa 8 1/2 Meile in den Dassower Binnensee. Sie nimmt auf: a. den Radegast, welcher bei Kl. Hundorf (Amts Schwerin) entspringt, und an welchem die Stadt Rehna liegt, b. die Maurin im Ratzeburgschen.

2. Die Warnow, ein Hauptfluss des Landes, entspringt im Dorfe Grebbin (A. Lübz), durchläuft mehrere kleine Seen, bespült die Städte Bützow, Schwaan und Rostock, erweitert sich hier zu einer Breite von 2.400 Fuß, da sie oberhalb Rostock kaum 200 Fuß breit ist, und bildet kurz vor ihrem Ausflusse in die Ostsee den Meerbusen Breitling. Von Bützow aus bis Rostock wird sie mit Prahmen und großen Kähnen befahren; von Rostock bis Warnemünde trägt sie ziemlich große Schiffe. Mit der Warnow vereinigen sich: a. die Mildenitz, fließt aus dem Damerower See (A. Lübz) und durch den Goldberger-, Dobbertiner und Sternberger See. b. die Nebel, kommt aus dem Cramoner See (Klosteramt Malchow), fließt durch den Krakower See, berührt die Stadt Güstrow, und wird von hier bis Bützow, wo sie sich mit der Warnow vereinigt, ebenfalls mit großen Kähnen befahren. Die Warnow macht einen Lauf von etwa 21 1/2 Meile.

3. Die Recknitz, fließt aus dem Weitendorfer See (A. Güstrow), bespült die Städte Lage, Tessin, Sülze, von wo an sie die Grenze gegen Pommern bildet, und Marlow, und geht nach einem Laufe von 11 Meilen in den Ribnitzer Binnensee.

4. Die Peene, entspringt bei Hinrichshagen (A. Stavenhagen) durchläuft den Malchiner See, vereinigt sich dann, nachdem sie die Stadt Malchin berührt hat, mit der zweiten Peene, welche aus der Vereinigung zweier Bäche entsteht, wovon der eine bei Briggow, der andere bei Schwastorf (A. Stavenhagen) entspringt — fließt ferner durch den Kummerower See, vereinigt sich bei Demmin: a. mit der aus Pommern kommenden Trebel, welche nur die Mecklenburgische Grenze berührt, und b. mit der aus Strelitz kommenden Tollensee, und strömt endlich, durch Pommern, der Ostsee zu. Von Demmin bis zu ihrem Ausflusse ist sie für ansehnliche Fahrzeuge schiffbar.

Die Elde berührt das Großherzogtum nur kleine Stecken bei Dömitz und Boitzenburg. Sie erhält aus dem Mecklenburgischen folgende Zuflüsse:

1. Die Stecknitz, aus Lauenburg kommend, berührt nur die Grenze.

2. Die Boitze, entspringt bei dem gleichnamigen Vorwerke (A. Zarrentin) und hat ihren Ausfluss bei Boitzenburg, wo sie den Hafen dieser Stadt bildet.

3. Die Sude, fließt aus dem Dümmersee (A. Walsmühlen) und vereinigt mit sich: a. die aus dem Schaalsee kommende Schaale, b. die bei Presek (A. Wittenburg) entspringende Schmaar, an welcher die Stadt Hagenow liegt, und c. die Rögnitz, welche von der Stör abfließt, und größtenteils die Grenze gegen das Lüneburgische Amt Neuhaus bildet. Die Sude durchläuft eine Strecke von etwa 10 1/2, die Rögnitz von 10 Meilen. —

4. Die Elde, entspringt unfern der Darzer Mühle (A. Lübz), fließt durch den Müritz-, Kölpin-, Flessen-, Malchower- und Plauer See, berührt die Städte Plau, Lübz, Parchim, Neustadt, Grabow und Dömitz, und nimmt auf: a. die Stör, einen Abfluss des Schweriner Sees b, die Löcknitz, welche bei Karenzin (A. Neustadt) entspringt, und bald ins Brandenburgische übergeht. Beim Dorfe Eldena teilt sich die Elde in zwei Arme von denen der westliche die neue Elde heißt, und aus einem 1567 gegrabenen Kanäle besteht. Beide münden sich bei Dömitz in die Elbe. — Die Elde ist ein Hauptfluss Mecklenburgs; sie macht von Plau aus in vielen Krümmungen einen Weg von mehr als 21 1/2 Meile, und wird schon von hier aus mit Prahmen befahren, obgleich sie bis gegen Parchim viele seichte Stellen hat.*)

5. Die Dosse, entspringt bei Wendisch-Priborn (A. Wredenhagen), tritt bald ins Brandenburgissche, wo sie noch eine Mecklenburigsche Enklave berührt, und endlich in die Havel fällt.

An Schifffahrts-Kanälen fehlt es gänzlich, wiewohl diese zum Teil leicht anzulegen wären. Doch sind mehrere Verbindungsgräben und Abwässerungskanäle vorhanden. Dazu gehören: der Schiffgraben, im 16ten Jahrhundert angelegt, vom Schweriner See bis zur Ostsee bei Wismar; der Krottin-Kanal, verbindet die Elde mit der Rögnitz; der Moorgraben, vereinigt die Recknitz mit der Trebel; die schon oben angeführte neue Elde, mehrere Kanäle in der Lewitz u. s. w.

*) Die Schiffbarmachung der Elde beabsichtigte man schon vor etwa 30 Jahren; allein sie kam nicht zu Stande. Auf dem letztgehaltenen Landtage zu Sternberg ist dies, für die Ausfuhr der Landesprodukte gewiss sehr nützliche Unternehmen wiederum zur Sprache gekommen. Es sind die Kosten, um die Elde und Stör, die Müritz und den Planer See schiffbar zu machen, zu circa 350.000 Thlr.; die Kosten der Verbindung der Elde mit der Warnow aber zu 380.000 Thlr. angeschlagen. Diese Summen will man durch Aktien aufbringen, und es sollen bereits ansehnliche Beiträge unterzeichnet sein.

Schweriner See bei Vicheln

Schweriner See bei Vicheln

Schweriner See, Uferbereich naturbelassen

Schweriner See, Uferbereich naturbelassen

Schweriner See, Uferbereich bei Vicheln - Natur pur

Schweriner See, Uferbereich bei Vicheln - Natur pur

Bernitt, Schwarzer See

Bernitt, Schwarzer See

Galenbecker See 2

Galenbecker See 2

Galenbecker See

Galenbecker See

Penzlin, Stadt-See

Penzlin, Stadt-See

Mecklenburger Ostseestrand im Herbst

Mecklenburger Ostseestrand im Herbst

Sonnenuntergang in der Mecklenburgischen Schweiz. (Februar 2014)

Sonnenuntergang in der Mecklenburgischen Schweiz. (Februar 2014)

Schweriner Schloss

Schweriner Schloss