Vorrede.
Bereits vor mehreren Jahren, als der Verfasser in Heidelberg, der Vollendung seines academischen Cursus nahe, bei dem Studium des deutschen Rechtes, dem er Zeit und Kräfte vorzugweise zu widmen wünschte, sich mit dem Rechte der Angelsachsen durch die Wilkins'sche Sammlung etwas bekannt zu machen suchte, und dadurch auch auf Turner's Geschichte geleitet wurde, erregten die Gilden der ältern Germanen, über welche sich in dem zuletzt genannten Buche ein kurzer Abschnitt befindet, seine Aufmerksamkeit. Das Interesse für dieselben steigerte sich, als der Verfasser im folgenden Sommer (1825) sich in Kiel und Kopenhagen aufhielt, um unter der Leitung und mit dem Beirath seiner hochverehrten Freunde, der Herren Professoren Falck und Kolderup-Rosenvinge, einige Vorkenntnisse zum Studium der Skandinavischen Rechte zu sammeln. Bei seinen damaligen Beschäftigungen nämlich wurde der Verfasser mit einem Aufsatz über die alten Gilden von Ancher, dem Erwecker der Rechtshistorie in Dänemark, und mit einigen höchst interessanten in Deutschland bisher wohl nur wenig beachteten Statuten bekannt; die eigenthümliche Stellung der s. g. Kanutsgilden in manchen ältern Dänischen Städten, die Vermuthungen, die man über das ursprüngliche Wesen und die Zwecke dieser Genossenschaften aufgestellt hatte, beschäftigten zuweilen sein Nachdenken. - Längere Zeit aber schon hatte der Verfasser diesen Gegenstand eines gelegentlich entstandenen Interesses fast ganz aus den Augen verloren, da er sich der praktischen Laufbahn zugewendet hatte, und in Hamburg die Advocatur trieb, als er von dem Herrn Professor Falck die Anzeige: „daß die Königl. Dänische Gesellschaft der Wissenschaften in Kopenhagen die geschichtliche Erforschung des Gildenwesens zum Gegenstand einer Preisaufgabe gemacht habe,“ erhielt, begleitet mit der ermunternden Aufforderung als Bewerber aufzutreten.
Die Aufgabe der Gesellschaft war auf folgende Weise gefaßt:
„Quaenam Gildae, cum saeculares, tum ecclesiasticae, in Dania (Scania et ducatu Slesvicensi non exceptis) ante eccelesiam nostram per Lutherum instaura ...
Der Verfasser, der sich nur geringe Kenntnisse der Römischen Sprache und Rechte, Geschichte und deren Quellen zutrauen durfte, der im Auslande lebend, namentlich auf die Benutzung ungedruckter Quellen ganz verzichten, selbst manche seltnere, besonders kleinere Druckwerke entbehren mußte, dem sein damaliger Beruf umfassendere wissenschaftliche Studien sehr erschwerte, glaubte es kaum wagen zu dürfen, der ehrenvollen Aufforderung Folge zu leisen; indeß suchte er sich etwas mit den Quellen und mit der freilich schwachen Literatur der Aufgabe bekannt zu machen. Bei fortgesetzter Beschäftigung wuchs dem Verfasser Lust und Liebe, Muth und Vertrauen, besonders da er erkannte, daß, wenn es ihm auch nicht gelingen würde, den von der Königl. Dänischen Gesellschaft gemachten Ansprüchen zu genügen, er nicht ganz uninteressante Beiträge zur Deutschen Städtegeschichte würde zu liefern im Stande sein. So reifte dann der Entschluß, die Arbeit nach Kopenhagen einzusenden, zugleich aber, während sie dort der Beurtheilung unterläge, sie hier in den Druck zu geben, damit sie dann auf jeden Fall in der einen oder andern Form bekannt gemacht werden könne.
Das Glück, welches diese Arbeit gemacht hat, verdankt sie wohl großentheils dem Umstande, daß der Verfasser hier ein fast ungebautes Feld zu bearbeiten hatte und dies mit Ernst und Eifer that. Niemand ist übrigens gewiß mehr als der Verfasser selbst überzeugt, daß gar Manches in dieser Arbeit zu verbessern und zu berichtigen, sehr viel zu ergänzen sein dürfte. Aber es möchte dies auch entschuldbarer sein, bey einem Gegenstande von so weitem Umfange, der in so viele Verhältnisse eingreift, aus so verschiedenartigen Quellen geschöpft werden mußte. Den Gegenstand zu erschöpfen, war gar nicht das Ziel, welches der Verfasser sich steckte, denn sobald er mit seinem Gegenstande näher bekannt wurde, erkannte er die Nothwendigkeit, sich gewisse Schranken zu setzen; zuweilen wurde er aber auch durch Mangel an Hülfsmitteln unfreiwillig beengt.
Jedem Leser des Buches wird die Bemerkung genügen, daß der Verfasser nicht eine Geschichte der Gilden, sei es eines oder mehrerer Länder, sondern eine Geschichte des Gildenwesens in seiner früheren Entwickelung zu liefern versuchen wollte. Er schloß die Betrachtung mancher genossenschaftlichen Verbindungen aus, die mehr oder minder den Gilden nachgebildet waren, sonst würde er noch von manchen mittelalterlichen Instituten zu reden gehabt haben. - Auch locale Beschränkungen schienen eintreten zu müssen. Daher hat der Verfasser bei seinen Forschungen Dänemark und Deutschland, als die Länder, die ihm durch die Veranlassung dieser Arbeit nnd vaterländisches Interesse am nächsten lagen, vorzugsweise vor Augen gehabt, und es mußte denn freilich der Süden Europa's, dem Plane gemäß, fast unberücksichtigt bleiben; aber aus Mangel an Quellen hat der Verfasser auch über die andern Scandinavischen Länder, außer Dänemark, weniger noch, als er gewünscht hätte, beibringen können. Lässig im Aufsuchen der Quellen ist der Verfasser mindestens nicht gewesen. Die meisten angeführten Werke, so weit er sie nicht selbst besaß, fand er in der Stadtbibliothek zu Hamburg, manches verschaffte ihm die Güte des Herrn Archivar D. Lappenberg, ein und das andere Werk konnte der Verfasser auf ein paar Excursionen erst in Kiel, dann auch in Göttingen und Dresden, und endlich an seinem jetzigen Aufenthaltsorte benutzen.
Die Anlage des Buches dürfte sich vielleicht durch die Bekanntschaft mit dessen Inhalt selbst rechtfertigen. Der Verfasser schmeichelt sich nicht blos eine Masse von Materialien, sondern ein einigermaßen zusammenhängendes Ganze, das auch als ein solches betrachtet sein will, geliefert zu haben.
Seit früher Jugend war es die Ansicht des Verfassers, daß bei allen unsern Forschungen und Bestrebungen unsere Blicke zunächst dem Vaterlande zugewendet sein müßten, sein innigster Wunsch ist es daher gewesen, nach seinen Kräften sein Scherflein zur Kenntniß des Deutschen Volkes und Landes beizutragen, möchte daher diese erste etwas umfassendere Probe seiner Bestrebungen sich auch des Beifalls der Kundigen im Vaterlande erfreuen!
Halle, den 28. August 1831.
Die Aufgabe der Gesellschaft war auf folgende Weise gefaßt:
„Quaenam Gildae, cum saeculares, tum ecclesiasticae, in Dania (Scania et ducatu Slesvicensi non exceptis) ante eccelesiam nostram per Lutherum instaura ...
Der Verfasser, der sich nur geringe Kenntnisse der Römischen Sprache und Rechte, Geschichte und deren Quellen zutrauen durfte, der im Auslande lebend, namentlich auf die Benutzung ungedruckter Quellen ganz verzichten, selbst manche seltnere, besonders kleinere Druckwerke entbehren mußte, dem sein damaliger Beruf umfassendere wissenschaftliche Studien sehr erschwerte, glaubte es kaum wagen zu dürfen, der ehrenvollen Aufforderung Folge zu leisen; indeß suchte er sich etwas mit den Quellen und mit der freilich schwachen Literatur der Aufgabe bekannt zu machen. Bei fortgesetzter Beschäftigung wuchs dem Verfasser Lust und Liebe, Muth und Vertrauen, besonders da er erkannte, daß, wenn es ihm auch nicht gelingen würde, den von der Königl. Dänischen Gesellschaft gemachten Ansprüchen zu genügen, er nicht ganz uninteressante Beiträge zur Deutschen Städtegeschichte würde zu liefern im Stande sein. So reifte dann der Entschluß, die Arbeit nach Kopenhagen einzusenden, zugleich aber, während sie dort der Beurtheilung unterläge, sie hier in den Druck zu geben, damit sie dann auf jeden Fall in der einen oder andern Form bekannt gemacht werden könne.
Das Glück, welches diese Arbeit gemacht hat, verdankt sie wohl großentheils dem Umstande, daß der Verfasser hier ein fast ungebautes Feld zu bearbeiten hatte und dies mit Ernst und Eifer that. Niemand ist übrigens gewiß mehr als der Verfasser selbst überzeugt, daß gar Manches in dieser Arbeit zu verbessern und zu berichtigen, sehr viel zu ergänzen sein dürfte. Aber es möchte dies auch entschuldbarer sein, bey einem Gegenstande von so weitem Umfange, der in so viele Verhältnisse eingreift, aus so verschiedenartigen Quellen geschöpft werden mußte. Den Gegenstand zu erschöpfen, war gar nicht das Ziel, welches der Verfasser sich steckte, denn sobald er mit seinem Gegenstande näher bekannt wurde, erkannte er die Nothwendigkeit, sich gewisse Schranken zu setzen; zuweilen wurde er aber auch durch Mangel an Hülfsmitteln unfreiwillig beengt.
Jedem Leser des Buches wird die Bemerkung genügen, daß der Verfasser nicht eine Geschichte der Gilden, sei es eines oder mehrerer Länder, sondern eine Geschichte des Gildenwesens in seiner früheren Entwickelung zu liefern versuchen wollte. Er schloß die Betrachtung mancher genossenschaftlichen Verbindungen aus, die mehr oder minder den Gilden nachgebildet waren, sonst würde er noch von manchen mittelalterlichen Instituten zu reden gehabt haben. - Auch locale Beschränkungen schienen eintreten zu müssen. Daher hat der Verfasser bei seinen Forschungen Dänemark und Deutschland, als die Länder, die ihm durch die Veranlassung dieser Arbeit nnd vaterländisches Interesse am nächsten lagen, vorzugsweise vor Augen gehabt, und es mußte denn freilich der Süden Europa's, dem Plane gemäß, fast unberücksichtigt bleiben; aber aus Mangel an Quellen hat der Verfasser auch über die andern Scandinavischen Länder, außer Dänemark, weniger noch, als er gewünscht hätte, beibringen können. Lässig im Aufsuchen der Quellen ist der Verfasser mindestens nicht gewesen. Die meisten angeführten Werke, so weit er sie nicht selbst besaß, fand er in der Stadtbibliothek zu Hamburg, manches verschaffte ihm die Güte des Herrn Archivar D. Lappenberg, ein und das andere Werk konnte der Verfasser auf ein paar Excursionen erst in Kiel, dann auch in Göttingen und Dresden, und endlich an seinem jetzigen Aufenthaltsorte benutzen.
Die Anlage des Buches dürfte sich vielleicht durch die Bekanntschaft mit dessen Inhalt selbst rechtfertigen. Der Verfasser schmeichelt sich nicht blos eine Masse von Materialien, sondern ein einigermaßen zusammenhängendes Ganze, das auch als ein solches betrachtet sein will, geliefert zu haben.
Seit früher Jugend war es die Ansicht des Verfassers, daß bei allen unsern Forschungen und Bestrebungen unsere Blicke zunächst dem Vaterlande zugewendet sein müßten, sein innigster Wunsch ist es daher gewesen, nach seinen Kräften sein Scherflein zur Kenntniß des Deutschen Volkes und Landes beizutragen, möchte daher diese erste etwas umfassendere Probe seiner Bestrebungen sich auch des Beifalls der Kundigen im Vaterlande erfreuen!
Halle, den 28. August 1831.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Gildenwesen im Mittelalter.