Aus früherer Zeit. Band 1 - Kindheit. Wilde Zeit. Schulzeit

Schwedisch-pommersche Zustände auf der Insel Rügen
Autor: Ruge, Arnold (1802 in Bergen auf Rügen-1880 in Brighton) Schriftsteller. 1848/1849 Angehöriger der Frankfurter Nationalversammlung, Vertreter der demokratischen Linken, Erscheinungsjahr: 1862

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Insel Rügen, Tromper Wiek, Heimat, Ostsee, Heimatinsel, Strand, Meer, Fischer, Bauern, Landleben, Franzosenzeit, Sitten und Bräuche, Jugenderinnerungen, blaue Wogen, Brandung, Schiffsuntergang, Schwedenzeit,
Es muss ein eigentümlicher Reiz im Memoirenschreiben liegen. Gewöhnlich steht, wenn man sich dazu entschließt, die Lebenssonne schon tief im Westen. Schon sind dem rückwärts Blickenden manche Täler und Schluchten in Schatten gehüllt; doch um so goldener und strahlender ragen all die Höhen und Gipfel empor, auf denen der Wanderer einst gestanden, wo er glücklich gewesen wie nie, oder wo er mit tobenden Stürmen mannhaft gerungen. Entzückt schweift das Auge über das ganze Land, saugt die wonnigen Bilder ein, späht in die weiteste Ferne und vermag nicht, von ihrem Zauber sich loszureißen. So mussten wir denken, als wir Arnold Ruges neuestes Werk gelesen, worin der rüstige Alte uns aus der Verbannung sein Heimatglück und die Erlebnisse seiner Jugend erzählt. Es sind zwei starke Bände, jeder von fast 400 Seiten; der erste ist der Kindheit und Schulzeit, der zweite der Universitätszeit gewidmet, bis zu der unseligen Katastrophe, die ihn im Anfange des Jahres 1824 ereilte. Der Verfasser hat wohl nicht immer daran gedacht, dass das größere Publikum über das ganz Individuelle in solchen Darstellungen gleichgültig zur Tagesordnung übergeht, wenn sich nicht in frappierender Weise darin die Physiognomie der früheren Zeit offenbart und Schlaglichter auf die Gegenwart wirft. Er würde uns sicherlich sonst manches Kapitel erspart haben. Wie dem aber auch sein mag, so freuen wir uns doch herzlich über die reiche Fülle der lebhaftesten Schilderungen, die das wunderbar treue Gedächtnis des Mannes uns vorführt, und wünschen nichts sehnlicher, als dass es ihm, der mitten in der Bewegung der Zeit gestanden, gelingen möge, auch die folgenden Jahre, in denen sein Leben sich erweiterte, ebenso klar und ausführlich uns zu schildern und dabei nichts, was er auf dem Herzen hat, schuldig zu bleiben. Wer lernen will und kann, wird daraus lernen.

Arnold Ruge ist im Jahre 1802 auf der Insel Rügen geboren, woselbst sein Vater, nachdem er eine Reihe von Jahren als Verwalter die Güter des Grafen Brahe bewirtschaftet, im Jahre 1804 ein kleines Landgut in der Nähe der östlichen Küste pachtete. „Damals, erzählt er, war der Zustand Europas schon ein bedenklicher; aber wenn auch die Stürme in Paris, in Italien und am Rheine wüteten, so konnte man doch wohl glauben, die äußersten Ostsee-Ufer der Insel, die seit dem dreißigjährigen Kriege mit Schweden vereinigt war, würden sobald nicht von ihnen erreicht werden.“ Sie kamen aber auch dorthin, die gefürchteten Feinde, und eher, als man gedacht. . . .

(Aus: Magazin für die Literatur des Auslandes. Herausgegeben von Joseph Lehmann. Nr. 22. 32. Jahrgang. 1863)

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Die Heimat

Liebliche traute Gestalten, ihr, blühende Mädchen und Knaben,
    Jung und schön, wie ihr wart, lebt in der ewigen Welt
Schöner Formen fortan und bewohnt die freundlichen Geister
    Edler Menschen, die euch lieben, wie wir uns geliebt,
Oder wie wir uns noch heute begeistert wieder ins Auge
    Blicken, wenn ihr noch lebt und wir erneuen den Gruß,
Der uns von Jugend auf in Einem Sinne vereinigt.
    Du, mein väterlich Haus, öffne noch einmal Dich mir!
Lass mich des Traumes der Jugend an schöner Stätte gedenken,
    Und was den Busen bewegt, als Du die Sinne entzückt,
Heimatinsel, Du goldenes Land! Hochfliegende Träume
    Haben Dich eingeweiht; sei mir noch einmal gegrüßt!
Ob sie dem Manne gelungen, ob ihm’s die Strenge des Schicksals
    Grausam versagt; Dir bleibt immer die Ehre des Plans.
Du bleibst ruhn; wie die Erde in unvergänglicher Schönheit
    Stolz durch den Äther schwimmt, ruhst Du im schwimmenden Meer.
Goldene Küsten umarmt mit blauen Wogen der Ostsee
    Dränget Buchten ins Land, rauschet ins Herz Dir hinein;
Und aus schäumender Milch der gebändigten Brandung erhebt sich
    Insel um Insel mit Wald oder mit üppigem Korn.
Sei der Altar denn, auf den ich den Kranz der ersten Erinnerung
    Niederlege, der Dir, nährende Mutter, gebührt.

                                Widmung

Auf Wahrheit denkst Du, auf den Sinn der Welt,
Der sich vor Deinem Aug' und Geist entfaltet,
Erinnerung, Du freie Europäerin?
Ich dank es Dir, Du machst mich wieder jung;
Noch einmal tränket mich Dein Wunderbecher
Mit meiner Jugend Glück, mit Siegesfreude
Aus jener Zeit, als wir uns selbst erfüllt,
Was wir im Jugendrausch uns zugeschworen
Und was die Weisheit und die Wissenschaft
Des menschlichen Jahrhunderts uns gelehrt.
Wollt Ihr es mitgenießen? Nehmt und trinkt
Aus diesem Quell; er fließet Freund und Feind.

                                Inhaltsverzeichnis

        I. Kindheit.
01. Warum?
02. Besuch bei der Herde
03. Die Kuh
04. Die Kinder und die Tiere
05. Das Meer. Der junge Schiffer
06. Der Schiffbruch
07. Die Flotte
08. Der Schiffsbrand
09. Die Robben
10. Der englische Kapitän
11. Das Gefecht
12. Noch etwas von den Franzosen
13. Die Franzosen kommen nach Rügen
14. Die versalzene Suppe und die Feuersbrunft
15. Die fehlenden Kaleschen
16. Abzug der Franzosen
17. Ein richtiger Politiker
18. Freudenfeuer
19. Das Volk steht auf. Der Landsturm. Die Lanze ohne Zapfen
20. Wie war es zur Schwedenzeit?
21. Die verlegten Akten
22. Sitten
23. Das Jungfrauenkleid
24. Wohnungen der Leute
25. Die Kossathen wollen hörig bleiben
26. Die Regierung
27. Empfang der Schweden

        II. Wilde Zeit.

01. Die Pferde
02. Die beiden Ratten
03. Unternehmungen gegen die Füchse
04. Der junge Hase
05. Das Leuschen
06. Die Gänse am Tüder
07. Die Hirschjagd vor der Prora
08. Die Reform der Schweine
09. Die Tänzer

        III. Schulzeit.

01. Nachklänge
02. Der einzige Edelstein
03. Gelehrte Erfolge
04. Ritterliche Übungen
05. Abgang aus der Stadtschule
06. In der Fremde allein
07. Ein großes Unternehmen
08. Unerwartete Heiterkeit
09. Noahs Taube und der weiße Jakob
10. Karoline und Karl
11. Die Jugend und das bürgerliche Leben
12. Das Tründelspiel, die Schwimmschule, eine gewagte Schwimmpartie
13. Stellung und Stimmung in der Schule und in der Zeit
14. Reisen nach Hause
15. Daheim
16. Nach Stralsund
17. Die Prüfung
18. Dummheiten
19. Spaße und Abenteuer
20. Die Politik
21. Fahrten und fahrende Schüler
22. Abgang und Reise nach Halle

Ruge, Arnold (1802-1880) in Bergen auf Rügen geborener Schriftsteller, Verleger und Politiker

Ruge, Arnold (1802-1880) in Bergen auf Rügen geborener Schriftsteller, Verleger und Politiker

Bergen, ältestes Fachwerkhaus von 1538 am Markt, Marienkirche

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Bergen, Ansicht 1611-1615 aus der Stralsundischen Bilderhanschrift

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Bergen, Arndt-Turm bei

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Bergen, Jagdschloss Granitz bei

Bergen, Jagdschloss Granitz bei

Bergen, Luftbild

Bergen, Luftbild

Bergen, Marienkirche

Bergen, Marienkirche

Bergen, Marktplatz (2)

Bergen, Marktplatz (2)

Bergen, Marktplatz

Bergen, Marktplatz

Bergen, Panorama von Westen

Bergen, Panorama von Westen

Bergen, Schloss Ralswiek bei

Bergen, Schloss Ralswiek bei

Bergen, Stift der adligen Damen

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Bergen, Wappen

Bergen, Wappen

Bergen, www.stadt-bergen-auf-ruegen.de (1)

Bergen, www.stadt-bergen-auf-ruegen.de (1)

Bergen, www.stadt-bergen-auf-ruegen.de

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