Aus dem Elsaß, im Dezember 1871

Aus: Allgemeine Zeitung des Judentums
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Enthaltene Themen: Juden, Judentum,
Der Rabbiner von Sulz hat in Folge einer an die deutschen Behörden gerichteten Forderung eine Summe von 6.000 Franken zur Erbauung einer Synagoge in Gebweiler erhalten. Der Kreisdirektor von Gebweiler hat bestätigt, dass die Rabbiner ebenso wie die katholischen und protestantischen Pfarrer vom Staate besoldet werden würden, wie es bisher gewesen ist.

Stuttgart, 12. Dezember. (Privatmitt.) Folgender Erlass der königlichen israelitischen Oberkirchenbehörde ist an die Rabbinate des Landes ergangen: „Die königliche israelitische Oberkirchenbehörde an das Rabbinat N. Der Verwaltungsrat des württemb. Landesvereins der Kaiser-Wilhelm-Stiftung für deutsche Invaliden hat, wie an die christlichen Oberkirchenbehörden, so auch an die israelitischen die Bitte gestellt, eine Anordnung zutreffen, dass die Erinnerung an die für Würtemberg so schweren, aber auch ruhm- und opfervollen Schlachttage des 30. November und 2. Dezember 1870 auf eine entsprechende Weise kirchlich gefeiert, und damit die Mahnung zu Gaben für die Invaliden und die hilflosen Hinterlassenen der Gefallenen verbunden werde. Die israelitische Oberkirchenbehörde glaubt im Sinne der Israeliten des Landes zu handeln, wenn sie diesem Wunsche bereitwilligst entgegenkommt. Demgemäß erhält der Rabbiner den Auftrag, Sabbath Chanukka den 9. Dezember über folgende Stelle:

Heiligtums zu sehen. Was aber, setzte er hinzu, im Himmel der Wille ist, das geschehe –“ einen entsprechenden Vortrag zu halten und zu freiwilligen Spenden für die württembergischen Invaliden und die Hinterbliebenen der im Felde Gefallenen zu ermahnen. Beim Freitagabendgottesdienst ist der Gemeinde von der Feier Kenntnis zu geben, und sind diejenigen, welche am andern Tage zur Thora aufgerufen werden, zu ersuchen, ihre Spenden dem genannten Zwecken zuzuwenden.

Die eingehenden Gaben und Spenden sind von den Kirchenvorsteherämtern direkt an die Kasse des württembergischen Landesvereins der Kaiser-Wilhelm-Stiftung einzusenden. Der Rabbiner wird Sorge tragen, dass Gleiches in allen Synagogen seines Bezirks geschehe.

Stuttgart, den 29. November 1871.