Anklänge der Geisterwelt

Aus: Sundine: Unterhaltungsblatt für Neu-Vorpommern und Rügen, 18. Band 1844
Autor: Aus der Lebensbeschreibung Friedrich Wilhelm I. Hamburg und Breslau 1755, Erscheinungsjahr: 1844
Themenbereiche
Enthaltene Themen: König Friedrich Wilhelm I. von Preußen, König August von Polen, Feldmarschall v. Grumbkow, Geistererscheinungen
König Friedrich Wilhelm I. von Preußen stand mit August II. von Polen in sehr freundschaftlichen Verhältnissen. Sie sahen sich wenigstens einmal im Jahre. So besuchte denn kurz vor seinem Tode August unseren König. Außer einer bedenklichen Entzündung an einer Zehe befand sich August ganz wohl. Die Ärzte hatten ihm deshalb die größte Mäßigkeit im Weintrinken angeraten.

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Der König Friedrich Wilhelm befahl daher dem Feldmarschall v. Grumbkow, der den König von Polen zurückbegleitete und Ihn auf einem Jagdschlosse an der Grenze bewirten sollte, die größte Einschränkung der Getränke bei der Tafel zu beobachten. August forderte indessen Champagner, und Grumbkow musste gehorchen. Er trank selbst diesen Wein gern, und übernahm sich so sehr, dass er beim Nachhausegehen im Schlosshofe sich eine Rippe entzwei stieß und am andern Morgen in einem Tragesessel zum König von Polen gebracht werden musste, um seine Aufträge an unsern König zu vernehmen. Die Kleidung Augusts bestand in nichts, als einem vorn geöffneten Hemde und einen kurzen polnischen Pelz.

Und grade so gekleidet erschien er kurz darauf, am 1. Februar 1733 früh in der dritten Stunde, dem Feldmarschall v. Grumbkow, der sich noch auf dem Jagdschlosse befand, jedoch mit geschlossenen Augen und sagte zu ihm in französischer Sprache: „mein lieber Grumbkow, ich bin so eben zu Warschau gestorben.“

Grumbkow, dem seine Schmerzen wenig Schlaf ließen, hatte unmittelbar vorher bei dem Schein der Nachtlampe durch die dünnen Bettvorhänge das Aufgehen der Türe seines Vorzimmers, worin sein Kammerdiener schlief, und eine menschliche Gestalt bemerkt, welche hereintrat, um sein Bett herumging, die Vorhänge rasch öffnete und die erwähnten Worte sprach. Er klingelte den Kammerdiener, allein dieser hatte nichts gesehen. Er schrieb den Vorgang sogleich an seinen Freund, den Kaiserlichen Gesandten, Grafen v. Seckendorff, und bat ihn, die Sache dem König auf gute Manier beizubringen, was dieser auch gleich tat. Nach 40 Stunden langte auch die Trauerpost von Warschau an, und somit war August von Polen in der nämlichen Minute gestorben, als er dem Feldmarschall v. Grumbkow auf dem Jagdschlosse erschien.