Achtundvierzig Werkstätten von Handwerkern und Künstlern oder Schauplatz des bürgerlichen Gewerbsfleißes

Mit 48 lithographierten Abbildungen, je eine Werkstätte darstellend
Autor: Verlag von F. Däniker, Erscheinungsjahr: 1853
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Handwerk, Handwerker, Werkstätten, Bäcker, Bildhauer, Böttcher, Küfer, Fassbinder, Buchdruckerkunst, Buchbinder, Büchsenschmied und der Büchsenschäfter, Bürstenbinder, Drechsler, Färber, Fleischer oder Metzger, Gerber, Glasmacher, Glaser, Glockengießer, Gold- und Silberarbeiter und Juwelier, Grob- und Hufschmied, Hutmacher, Kammmacher, Klempner oder Spengler, Kupferschmied, Kürschner, Leinenfabrikation, Maurer und Steinhauer, Maler, Messerschmied, Müller, Optiker, Papierfabrikation, Sattler, Schlosser, Schneider, Schornsteinfeger, Schuhmacher, Seidenfabrikation, Seifensieder und der Kerzenfabrikant, Seiler, Stein- und Schieferkohlenbrüche, Steindruckerei (Lithographie), Tischer oder Schreiner, Töpfer oder Hafner, Uhrmacher, Wagner, Wirt, Zeug- und Zirkelschmied, Zimmermann, Zinngießer, Zuckerbäcker, über die Berufswahl
Ein lehrreiches Lesebuch für Knaben jedes Alters zur Erwerbung technischer Kenntnisse und zur Weckung und Belebung des Sinnes für Handwerke und Künste, sowie für Eltern und Erzieher bei der Berufswahl für ihre Knaben

                                ***********************************
Wir führen in der vorliegenden Schrift den Leser in die Werkstätten der meisten und vorzüglichen Handwerker und vieler Künstler ein; dort geben wir demselben vorerst einige geschichtliche Notizen über die Entstehung und allmähliche Fortbildung und Vervollkommnung der betreffenden Werkstätte, zählen sodann die vorzüglichsten Arbeiten auf, geben von einigen Beschreibungen der Verfertigung der derselben, zeigen die Handgriffe, die Gerätschaften, die Arbeitsstoffe, und nennen endlich die Fähigkeiten und Kenntnisse, die zur Erlernung und Ausübung je eines Gewerbes gehören.

Nicht alle Werkstätten boten das gleiche Interesse, nicht alle den gleichen Stoffe zur Beschreibung dar; bei einigen geschah diese wohl etwas ausführlicher, aber auch nur von einer ein vollständiges Bild zu geben, lag von vorn herein nicht in unserer Absicht. Es kann mithin billiger Weise der Wert dieser Schrift nicht von einzelnen Stücken, auch nicht von der Höhe einer Meisterschaft, sondern nur vom Ganzen aus richtig beurteilt werden.

Gern hätten wir die Werkstätten in ihrer natürlichen Aufeinanderfolge, d. h. nach der Gleichheit oder Ähnlichkeit des in demselben verarbeiteten Stoffes oder ihrer sonstigen Verwandtschaft nach gegeben und am liebsten bei der Gewinnung der Rohproduktion angefangen, wodurch das Ganze allerdings an Übersichtlichkeit und Lebendigkeit gewonnen hätte; das schnelle Vergreifen der ersten Auflage und die dadurch bedingte schnelle Vorbereitung dieser zweiten (übrigens ganz umgearbeiteten) gestattete jedoch der Verwirklichung jenes Wunsches nicht die erforderliche Zeit.

Teile zu Auszügen, teils zu Notizen benutzten wir: die Zeitschrift „Der Mensch und sein Beruf;“ E. F. Kauffmanns „Orbis pictus“; E. P. Funkes „Lehrbuch für Bücherschulen“ (alles in ihrer Art vortreffliche Schriften); Das Weichardt’sche und das Wigand’sche Konversationslexikon.

Was nun den Zweck, den wir bei der Herausgabe dieses Lesebuches im Auge hatten, so wie den Nutzen betrifft, den wir von dem Gebrauche desselben uns versprechen, so richten sich diese nach verschiedenen Seiten hin.

Die Bekanntschaft des Knaben mit den Werkstätten der Künstler und Handwerker wird zur Erweiterung seines Blickes, zur Unbefangenheit seiner Anschauungs- und Beurteilungsweise, zur Erstickung allfälliger Keime des Dünkels, zu seiner späteren Umgänglichkeit, zur Milderung der Gegensätze zwischen dem Stand und den anderen beitragen. – Gelehrte verraten nicht selten – wie wir aus Erfahrung wissen – bei ihren Bestellungen, in ihrem Umgange mit Handwerkern, sogar in ihren Schriften eine Befangenheit, eine Ungeschicklichkeit im Ausdruck, die dem Handwerker ebenso gut ein Lächeln abzugewinnen geeignet sind, wie dem Gelehrten, wenn er bei diesem den Mangel des gemeinen Wissens erfährt.

Indem wir den Blick des Knaben in die Werkstätten der Handwerker und Künstler lenken, bezwecken wir hauptsächlich, zur Erlernung derselben aufzumuntern, und glauben damit gegenüber dem hier und da stark hervortretenden Drängen nach den Hörsälen und Schreibstuben nicht unberechtigt zu sein. Es ist eine nicht zu leugnende Tatsache, dass Eltern oft nur zu gern ihren Sohn über ihren Stand hinaus heben, zu etwas „Großem“ machen wollen, das der Vater demselben lieber den „Cornelius“ als den Hammer in die Hand gibt, die Mutter denselben lieber mit der Feder hinter dem Ohr als im Schurzfell sieht. Es heißt dann: es wäre schade um die Talente des Knaben – als wenn bei dem Gewerksbetriebe, namentlich in jetziger Zeit, sich nicht eben so gut Talente geltend machen und auch belohnt werden könnten. – Unsere weiteren diesfälligen Ansichten, namentlich über die Berufswahl für Knaben, so wie einige allgemeine Bemerkungen, haben wir am Schluss des Schriftchens niedergelegt.


Mit den Worten, mit welchen wir das Vorwort zur ersten Auflage schlossen, schließen wir auch dieses: Möge das Büchlein in recht viele Hände junger Leute gelangen, und nutzen stiften, den sich der Herausgeber zu stiften vorgenommen hatte!

                                Inhaltsübersicht

01. Der Apotheker
02. Der Bäcker
03. Der Bildhauer
04. Der Böttcher, Küfer, Fassbinder
05. Die Buchdruckerkunst
06. Der Buchbinder
07. Der Büchsenschmied und der Büchsenschäfter
08. Der Bürstenbinder
09. Der Drechsler
10. Der Färber
11. Der Fleischer oder Metzger
12. Der Gerber
13. Der Glasmacher
14. Der Glaser
15. Der Glockengießer
16. Der Gold- und Silberarbeiter und Juwelier
17. Der Grob- und Hufschmied
18. Der Hutmacher
19. Der Kammmacher
20. Der Klempner oder Spengler
21. Der Kupferschmied
22. Der Kürschner
23. Die Leinenfabrikation
24. Der Maurer und Steinhauer
25. Der Maler
26. Der Messerschmied
27. Der Müller
28. Der Optiker
29. Die Papierfabrikation
30. Der Sattler
31. Der Schlosser
32. Der Schneider
33. Der Schornsteinfeger
34. Der Schuhmacher
35. Die Seidenfabrikation
36. Der Seifensieder und der Kerzenfabrikant
37. Der Seiler
38. Stein- und Schieferkohlenbrüche
39. Die Steindruckerei (Lithographie)
40. Der Tischer oder Schreiner
41. Der Töpfer oder Hafner
42. Der Uhrmacher
43. Der Wagner
44. Der Wirt
45. Der Zeug- und Zirkelschmied
46. Der Zimmermann
47. Der Zinngießer
48. Der Zuckerbäcker
Über die Berufswahl

                                  01. Der Apotheker

Wiewohl schon bei den Griechen besondere Läden für den Verkauf von Arzneien bestanden und die Araber sie nicht nur anlegten, sondern auch unter Staatsaufsicht stellten, so erschienen sie jedoch erst im 15. Jahrhundert im christlichen Europa. Bis dahin bereitete der Arzt seine Mittel selbst. Die erste deutsche Apotheke entstand in Nürnberg*) 1404 (in Leipzig 1409), und es bildete sich ein besonderer Handelszweig, der unter die Aufsicht des Staates genommen wurde, und so wie er durch die Vervielfältigung der Mittel an Ausdehnung zunahm, durch seine Anlehnung an die Chemie umfassendere und gründlichere Kenntnisse nötig machte.

*) Wir wollen jetzt schon darauf aufmerksam machen, dass Nürnberg die Mutter und Erzieherin der meisten Handwerke und vieler Künste ihrer neueren Gestaltung nach ist.

Die Apotheke im Allgemeinen ist ein Gebäude, wo die Arzneimittel eingesammelt, zubereitet, aufbewahrt und nach den ärztlichen Vorschriften verkauft (ausgeteilt, dispensiert) werden. Alle diese Geschäfte verrichtet der Apotheker in drei verschiedenen Lokalitäten, von denen jede ihren besonderen Namen hat, nämlich das Laboratorium, die Aufbewahrungsorte der Arzneimittelvorräte und die Offizin. – Im Laboratorium werden die Arzneimittel zubereitet; es enthält die nötigen Öfen und muss feuerfest sein. Die Aufbewahrungsorte bestehen aus der Materialkammer, wo trockene Vorräte aufbewahrt werden, und aus dem Wasserkeller, einem kühlen und trockenen Orte, wo destilliertes Wasser, Salben, Sirupe, Spiritus, Tinkturen etc. aufbewahrt werden. Die Offizin ist die Apotheke im gewöhnlichen Sinne des Wortes; in derselben befinden sich die vielen hundert Flaschen, Büchsen, Schachtel etc. aufgestellt; hier werden die Arzneien nach den Verordnungen der Ärzte oder im sogenannten Handverkauf abgegeben.

Bei der Zubereitung der Arzneien kommt sehr viel, oft alles darauf an, dass dieselbe nach den ärztlichen Vorschriften geschieht, indem oft ein kleines Versehen den größten Nachteil für die Gesundheit und das Leben der Menschen nach sich ziehen kann.

Bei der Zubereitung der Arzneien braucht der Apotheker Kenntnisse:

1) in der Zoologie, d. h. der Lehre von der Natur der Tiere;
2) in der Botanik, d. h. der Kenntnis der Gewächse;
3) in der Mineralogie, d. h. der Kenntnis der Erd- und Steinarten,
4) in der Physik, welche die Ursachen der Veränderungen in der Körperwelt und die Gesetze erforscht, nach denen sie erfolgen;
5) in der Chemie (Scheidekunst), welche Wissenschaft eine der wichtigsten und notwendigsten für den Apotheker ist, da die Bereitung der meisten Medikamente auf chemischen Prinzipien (Mischungen und Scheidungen) beruht.

Der Jüngling, welcher sich der Apothekerkunst (Pharmazie) widmet, muss sich daher gründliche Kenntnisse in diesen Wissenschaften erwerben.

Die Apotheker haben beim Abwägen der Arzneien ein eigenes Gewicht. Das Pfund hat = 12 Unzen, die Unze = 8 Drachmen, die Drachme = 3 Skrpel, der Skrupel = 20 Gran.

000 48 Werkstätten von Handwerkern und Künstlern. Titelblatt

000 48 Werkstätten von Handwerkern und Künstlern. Titelblatt

000. 48 Werkstätten von Handwerkern

000. 48 Werkstätten von Handwerkern

001. Der Apotheker

001. Der Apotheker

002. Der Bäcker

002. Der Bäcker

003. Der Bildhauer

003. Der Bildhauer

004. Der Böttcher, Küfer, Fassbinder

004. Der Böttcher, Küfer, Fassbinder

005. Die Buchdruckerkunst

005. Die Buchdruckerkunst

006. Der Buchbinder

006. Der Buchbinder

007. Der Büchsenschmied, Büchsenschäfter

007. Der Büchsenschmied, Büchsenschäfter

008. Der Bürstenbinder

008. Der Bürstenbinder

009. Der Drechsler

009. Der Drechsler

010. Der Färber

010. Der Färber

011. Der Fleischer

011. Der Fleischer

012. Der Gerber

012. Der Gerber

013. Der Glasmacher

013. Der Glasmacher

014. Der Glaser

014. Der Glaser

015. Der Glockengießer

015. Der Glockengießer

016. Der Gold- und Silberarbeiter

016. Der Gold- und Silberarbeiter

017. Der Hufschmied

017. Der Hufschmied

018. Der Hutmacher

018. Der Hutmacher

019. Der Kammmacher

019. Der Kammmacher

020. Der Klempner, Spengler

020. Der Klempner, Spengler

021. Der Kupferschmied

021. Der Kupferschmied

022. Der Kürschner

022. Der Kürschner

023. Der Leinweber

023. Der Leinweber

024. Der Maurer und Steinhauer

024. Der Maurer und Steinhauer

025. Der Maler

025. Der Maler

026. Der Messerschmied

026. Der Messerschmied

027. Der Müller

027. Der Müller

028. Der Optiker

028. Der Optiker