Abendgang durch heimatliche Felder

Unterwegs in Mecklenburg-Vorpommern
Autor: Böhmer, Gerhard Dr. (1895 in Teterow-1978) mecklenburgischer Lehrer und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1928

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Heimat, Feierabend, Wanderung
Aus: Ostmecklenburgische Heimat. Halbmonatszeitschrift der „Teterower Nachrichten“ für ostmecklenburgische Heimatwerte und Landeskunde. Verantwortlich für den gesamten Inhalt: Studienrat Dr. Gerhard Böhmer. — Druck und Verlag von Hermann Decker, Teterow, Malchiner Straße 15. — Erscheinungsort Teterow. (Mecklenburgische Schweiz) 1. Jahrgang. 1928. [im Bestand des Stadtarchivs der Stadt Teterow]

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Eine Heimatzeitschrift „Ostmecklenburgische Heimat“ gab der Verlag Hermann Decker, Inhaber Ernst Vick, in den Jahren 1928 bis 1945 regelmäßig heraus. Die Auflage betrug 3000, später 4000 Exemplare.(Aus: Kurt Bernhard, Die Zeitungs- und Zeitschriften –Verlage in Mecklenburg, 1982/83) F. Herholz

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Manch schöner Weg führt durch die Felder über das wellige Land. Einen aber gibt es, der ist ganz besonders schön, zumal kurz vor Abend um die Feierabendstunde . . .

Er führt hinter der Kornmühle entlang über „Röseland“, kommt vom Walde hernieder und endet mitten zwischen den Gärten am Schulkamp. Ein westlicher Ausläufer der Heidbergswälder ist der Hollerberg. Die Bedeutung seines Namens ist bekannt; es war eine Stätte, die der Frau Holle geweiht war, genau so wie der Holunder oder Holderstrauch, der hier auch wächst. Manch geheimnisvoller Fußpfad führt durch dieses Waldstück.

Noch einmal steigt hier der langgestreckte Rücken der Heideberge zu einer letzten trotzig aufragenden Höhe an, um sich von hier aus dann zum Hohenholz und ins Peenetal hinab langsam zu verflachen. Eine liebliche Quelle entspringt an ihrem Fuße und entlässt ein kleines Wässerchen zur Bornmühle. Was alle diese Wege im Hollerberg für den Wanderer so wertvoll macht, ist die Tatsache, dass sie eigentlich Wald- und Feldwege zu gleicher Zeit sind; an der einen Seite ist dichter Hochwald, an der andern stehen nur wenige Bäume und Sträucher, zwischen die hinein hier und da ein Kornfeld sich getraut, das hier die gleiche Unregelmäßigkeit im Umriss zeigt wie der Wald; solche Wege müssen ja besonders schön sein, da sie Schatten und Kühlung geben und doch überall gestatten, die Blicke in die Ferne schweifen zu lassen. Steigen wir dann von hier aus ins Tal, so kommen wir auf den „Feierabendweg“ . . . der wie ein dörflicher Kirchsteig von den Feldern heimführt; ein Fußweg, der geradlinig und schmal durchs Korn den breiten Fahrweg abkürzt. Rechts von uns entdecken wir ein dichtes Gestrüpp, das die Quellen umwuchert, die der Bornmühle Wasser liefern.

Diese selbst liegt an einem Weiher tief im Grund, dort wo die letzte Landstufe ins Peenetal abfällt und somit Gefälle für das Mühlrad gibt. Wenn hinter uns im Westen die Sonne untergeht, dann kann der „Feierabendweg“ am schönsten und am tiefsten zu unserm Herzen plaudern:

Eine purpurne Flut goldenen Lichtes umwogt wie ein letzter Gruß . . . Kirche, Mühle und Dächer. Kein Schmerz . . . kein Wehetun ist in diesem langsamen Blasserwerden . . . in diesem Verlöschen der Lichtflut. Mit den Minuten taumelt unsere Seele aus einer gewaltigen Schönheit in die andere; immer inniger wird das Erleben, wie ein Choral klingt’s über den Feldern . . . Der Tag will scheiden, nun geht er leise durch das Feld zum Walde . . . an uns vorüber . . . dann läutet’s vom Turme . . . läutet uns zur Heimat. Das ist der Vesperklang am „Feierabendweg . . .“

Kühe auf der Wiese

Kühe auf der Wiese

Schäfer mit seiner Herde auf dem Heimweg

Schäfer mit seiner Herde auf dem Heimweg

Landliebe

Landliebe

Schaf- und Ziegenhirtin

Schaf- und Ziegenhirtin

Bauernjunge

Bauernjunge

Ochsen vor dem Pflug

Ochsen vor dem Pflug